Patrick Hager spricht in einem Interview über die Lage im deutschen Eishockey, Existenzsorgen der Profis, die vergleichsweise entspannte Situation beim EHC Red Bull München und drohende Geisterspiele zum Start der DEL, bei der er gewisse Versäumnisse nicht ausschließt.
Patrick Hager und der EHC Red Bull München treffen beim Magenta-Sport-Cup auf die Adler Mannheim, die Eisbären Berlin und die Schwenninger Wild Wings – das erste, echte Kräftemessen im Wettkampfmodus unter DEL-Teams seit März 2020. Da kribbelt es auch beim Münchner Kapitän, der aus persönlichen Gründen beim Deutschland Cup nicht antreten wird.
“Die Sehnsucht nach dem Ligaalltag ist natürlich groß, da brauchen wir nicht drum herumreden”, sagt er im Interview mit der “Bild” und der “Welt” und unterstreicht: “Ich glaube, dass wir speziell in München in der momentan sehr schwierigen Situation die besten Umstände haben, die in der DEL zu finden sind.”
EHC-Kapitän Hager: “Man ist kein Fußballer, der Millionen verdient”
Sportlich wie finanziell waren die vergangenen Monate nicht leicht, wie Hager zugibt. Dennoch relativiert er die Situation aus Sicht der Eishockey-Profis ein wenig, denn “wenn man das große Ganze und die Ausmaße der Corona-Krise sieht, sollte man die Kirche im Dorf lassen. Auch in Kurzarbeiterzeiten verdient ein Eishockeyprofi ein gewisses Geld, das in normalen Jobs schwer zu verdienen ist. Aber natürlich tut das einem Berufsstand, der seinen Job nur eine begrenzte Zeit ausüben kann, sehr weh. Man ist kein Fußballer, der Millionen verdient. Denen tut das aber auch weh, auf Gehalt zu verzichten, weil auch sie nur eine begrenzte Zeit und einen gewissen Standard haben.”
Die zweimalige Verschiebung des Starts der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) habe natürlich für Enttäuschung gesorgt, wie der 32-Jährige erklärt. Vor allem die von November auf Dezember, “weil wir gesehen haben, wie andere Hallensportarten starten. Vielleicht wurde seitens der DEL die eine oder andere Maßnahme zu spät angegangen, darüber kann man mit Sicherheit streiten. Wir tun jetzt gut daran, den Blick nach vorne zu richten und für positive Schlagzeilen auf dem Eis zu sorgen.”
EHC München: Patrick Hager für Geisterspiele
Ob mit oder ohne Zuschauer, das scheint durch die aktuelle Lage der Corona-Pandemie ungewiss. Für Patrick Hager steht fest, dass das Eishockey zurück in den Fokus muss – notfalls auch ohne Fans auf den Rängen. Laut Hager müsse man sich “alles vorstellen können. Es ist ja nicht nur unsere Branche, die versuchen muss, sich anzupassen und neue Wege einzuschlagen. Wenn es heißt, Geisterspiele sind die einzige Option, überhaupt spielen zu können, muss man sich ernsthaft die Frage stellen: Was schmerzt der Sportart mehr – ohne Zuschauer oder überhaupt nicht zu spielen?”
Für Hager ganz klar: Es muss gespielt werden. “Man sollte jeden einzelnen Zuschauer, den man dann eventuell in den Hallen hat, als Bonus sehen”, so Hager. “Ob die Geisterspiele bedeuten, dass die Klubs von den Sponsoren noch einmal etwas mehr Geld bekommen oder ob das heißt, dass in manchen Vereinen die Spieler auch noch mal verzichten müssen, müssen die Klubs individuell entscheiden. Letztendlich würde es dem Eishockey weitaus mehr schaden, wenn die Saison abgesagt werden würde, als wenn wir ohne Zuschauer spielen.”
Jahrgang 1986, echtes Münchner Kindl, Autor der “111 Gründe, den EHC Red Bull München zu lieben”, hauptberuflich stellvertretender Sportchef der Abendzeitung
Bildquellen
- WIN_20200531_16_20_01_Pro (6): Florian Weiß
- ICE HOCKEY – EC RBS vs RB Muenchen, test match: GEPA pictures/ Jasmin Walter