Die Stadien in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) sind zu Saisonbeginn leerer als erhofft. Doch wie gravierend ist der Rückgang bundesweit und im Speziellen beim EHC Red Bull München wirklich? Wir haben den Taschenrechner herausgeholt.
Der aktuelle Zuschauerschnitt des EHC Red Bull München nach den ersten fünf Heimspielen in der DEL-Saison 2022/23 liegt bei 3509 Zuschauern. Viele Beobachter blicken besorgt auf diese Zahl – laufen dem Eishockeyclub die Fans davon?
Um eine verlässliche Aussage treffen zu können, haben wir sämtliche Zuschauerzahlen des EHC Red Bull München der ersten fünf DEL-Saison-Heimspiele seit der Zugehörigkeit zum Eishockey-Oberhaus zusammengetragen. So wird ein direkter Vergleich möglich. Die Geisterspiel-Saison 2020/21 sowie die von Zuschauerbeschränkungen bestimmte Saison 2021/22 haben wir in der Auflistung bewusst außen vor gelassen.
- Hört dazu auch unsere Podcast-Folge 110: Wer macht den Garden voll?
Münchner Zuschauer-Schnitt in den ersten 5 Liga-Heimspielen
Saison | Schnitt | Heimspiel 1 | Heimspiel 2 | Heimspiel 3 | Heimspiel 4 | Heimspiel 5 |
---|---|---|---|---|---|---|
2010/11 | 2.877 | Iserlohn | Krefeld | Nürnberg | Köln | Wolfsburg |
3.133 | 2.610 | 3.438 | 3.025 | 2.178 | ||
2011/12 | 2.513 | Hannover | Nürnberg | Iserlohn | Köln | Straubing |
2.578 | 2.585 | 1.546 | 3.078 | 2.780 | ||
2012/13 | 2.923 | Düsseldorf | Augsburg | Mannheim | Straubing | Krefeld |
2.780 | 4.309 | 2.752 | 2.609 | 2.164 | ||
2013/14 | 3.199 | Hamburg | Wolfsburg | Ingolstadt | Schwenningen | Krefeld |
6.142 | 2.550 | 2.655 | 2.450 | 2.200 | ||
2014/15 | 4.158 | Schwenningen | Düsseldorf | Iserlohn | Berlin | Augsburg |
5.065 | 3.100 | 2.560 | 4.948 | 5.116 | ||
2015/16 | 3.353 | Mannheim | Schwenningen | Hamburg | Iserlohn | Augsburg |
4.850 | 2.617 | 2.560 | 2.290 | 4.450 | ||
2016/17 | 4.106 | Augsburg | Nürnberg | Ingolstadt | Schwenningen | Bremerhaven |
4.350 | 3.920 | 3.750 | 5.090 | 3.420 | ||
2017/18 | 3.920 | Ingolstadt | Schwenningen | Berlin | Köln | Augsburg |
5.410 | 3.180 | 3.750 | 3.040 | 4.220 | ||
2018/19 | 4.220 | Straubing | Augsburg | Krefeld | Köln | Ingolstadt |
5.100 | 4.680 | 3.140 | 4.210 | 3.970 | ||
2019/20 | 4.060 | Düsseldorf | Berlin | Nürnberg | Wolfsburg | Iserlohn |
4.190 | 4.280 | 4.410 | 3.770 | 3.650 | ||
2022/23 | 3.509 | Mannheim | Augsburg | Berlin | Ingolstadt | Bietigheim |
4.239 | 3.180 | 3.048 | 4.126 | 2.950 |
In diesem Zusammenhang ist auch interessant, welche DEL-Teams wie oft in den elf oben genannten Spielzeiten am Oberwiesenfeld zu Gast waren und wie viele Zuschauer diese Partien im Olympia-Eisstadion im Schnitt besuchten.
Münchner Heimspielgegner | Anzahl Duelle seit 2010* | Zuschauerschnitt |
---|---|---|
Augsburg | 7 | 4.329 |
Ingolstadt | 5 | 3.982 |
Schwenningen | 5 | 3.680 |
Iserlohn | 5 | 2.636 |
Berlin | 4 | 4.007 |
Nürnberg | 4 | 3.588 |
Köln | 4 | 3.338 |
Krefeld | 4 | 2.529 |
Mannheim | 3 | 3.947 |
Straubing | 3 | 3.496 |
Düsseldorf | 3 | 3.357 |
Wolfsburg | 3 | 2.833 |
Hamburg | 2 | 4.351 |
Bremerhaven | 1 | 3.420 |
Bietigheim | 1 | 2.950 |
Hannover | 1 | 2.578 |
Frankfurt | – | – |
* = 2020/21 und 2021/22 nicht berücksichtigt
Für die Saison 2022/23 ergeben sich mit Blick auf die beiden oben dargestellten Daten folgende Erkenntnisse:
- Zum Saisonstart 2022/23 verzeichnet München den niedrigsten Zuschauerschnitt-Schnitt seit dem Auftakt in die Spielzeit 2015/16 – und das trotz attraktiver Duelle mit Erzrivalen.
- Der Zuschauer-Schnitt zum Saisonstart 2022/23 (3.509) schrumpfte im Vergleich zur letzten Vor-Corona-Saison 2019/20 (4.060) um 13,6 Prozent.
- Die frühen Saison-Duelle mit Augsburg und Berlin zogen 2022/23 deutlich weniger Zuschauer an als vergleichbare frühe Duelle seit 2010, die beiden gegen Mannheim und Ingolstadt hingegen mehr.
- Am häufigsten gastierte Augsburg während der Saison-Anfangsphase am Oberwiesenfeld und sorgte dabei auch für die durchschnittlich höchsten Besucher-Zahlen.
Zuschauer-Entwicklung in der DEL zum Saison-Start
Zur weiteren Einschätzung der Entwicklung der Zuschauerzahlen in München weiten wir den Blick aus auf die gesamte DEL. Nachfolgend listen wir den Zuschauerschnitt der ersten 5 Liga-Heimspiele der Organisationen der aktuellen Spielzeit im Vergleich zur letzten Vor-Corona-Saison 2019/20 auf.
Team | 2019/20 | 2022/23 | Entwicklung |
---|---|---|---|
Augsburg | 5.355 | 5.2953 | -1,1% |
Berlin | 11.858 | 10.542 | -11,1% |
Bietigheim | 2.257* | 2.012 | -10,9% |
Bremerhaven | 4.318 | 3.414 | -20,9% |
Düsseldorf | 6.819 | 5.3153 | -23,2% |
Frankfurt | 4.098* | 5.4234 | +32,4% |
Ingolstadt | 3.635 | 3.0634 | -15,7% |
Iserlohn | 3.874 | 3.838 | -0,9% |
Köln | 12.151 | 11.5854 | -4,7% |
Mannheim | 11.154 | 8.506 | -23,7% |
München | 4.060 | 3.509 | -13,6% |
Nürnberg | 4.066 | 3.462 | -14,9% |
Schwenningen | 3.645 | 3.425 | -6,0% |
Straubing | 4.053 | 3.7363 | -7,8% |
Wolfsburg | 2.594 | 2.2984 | -11,4% |
* = DEL2, 3= erst 3 Heimspiele, 4= erst 4 Heimspiele
Folgende Erkenntnisse lassen sich daraus schlussfolgern:
- Mit Ausnahme von Aufsteiger Löwen Frankfurt büßen alle aktuellen DEL-Organisationen im verglichenen Zeitraum teils massiv an Zuschauer-Zuspruch zum Saison-Start ein.
- Klammert man das beeindruckende Zuschauer-Plus der Löwen Frankfurt aus, brechen die Zuschauer-Schnitte der DEL-Teams im Schnitt um 11,9 Prozent ein.
- Der EHC Red Bull München rangiert mit einem Minus von 13,6 Prozent etwas über dem Schnitt.
- Den massivsten Zuschauer-Rückgang erleiden die Adler Mannheim, die Düsseldorfer EG und die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven mit jeweils mehr als 20 Prozent.
- Den geringsten Zuschauer-Rückgang verzeichnen die Iserlohn Roosters und die Augsburger Panther mit 0,9, bzw. 1,1 Prozent
Veränderungen an zwei DEL-Stadien
Anzumerken sind bei den Zuschauerzahlen die Umbaumaßnahmen an zwei Stadien. Im Herbst 2020 wurden im Münchner Olympia-Eisstadion in der Südkurve Steh- zu Sitzplätze umgewandelt, sodass das Fassungsvermögen von 6.142 auf 5.533 sank. Mit Blick auf die oben genannten Zuschauerzahlen ist dessen Einfluss allerdings zu vernachlässigen, da die Kapazität im beleuchteten Zeitraum nie ausgenutzt wurde. Im Sommer 2022 wurden zudem in der Düsseldorfer PSD Bank Dome die Stehplätze in der Ostkurve und auf der Geraden dauerhaft in Sitzplätze umgewandelt. Als Ausgleich entstand in der Westkurve eine neue Stehkurve. Das soll einige Fans gekostet haben.
Jahrgang 1986, echtes Münchner Kindl, Autor der “111 Gründe, den EHC Red Bull München zu lieben”, hauptberuflich stellvertretender Sportchef der Abendzeitung
Bildquellen
- Red Bull Mnchen gegen Adler Mannheim – PENNY DEL: Red Bull München / City-Press GmbH
- WIN_20200531_16_20_01_Pro (6): Florian Weiß
- Red Bull Mnchen gegen Eisbren Berlin – PENNY DEL Playoff Finale: City-Press GmbH
Ja, der Zuschauer-Rückgang ist schon beachtlich. Aber woran es liegt, kann ich nicht entscheiden. Es könnte sein, dass durch die Corona Saisons die Fans verunsichert sind, hier auch die Meldungen dass es wieder eine Maskenpflicht in Innenräumen geben kann. Da haben sicher viele Dauerkarteninhaber ihre Karten nicht bestellt.
Die hier gemachte Auswertung bedarf, um statistisch verwertbar und halbwegs repräsentativ und aussagekräftig zu sein, weiterer Erläuterungen. Neben dem Corona-Effekt und den aktuellen Preissteigerungen /Inflation sind die sportlichen Leistungen und örtlichen Besonderheiten hinzuzuziehen.
Sehr gute, umfangreiche und interessante Analyse.
In Düsseldorf kann man erst ab der Saison 23/24 schlussfolgern, ob der Umzug der Stehplätze Grund für den Rückgang ist. Dann bezahlen alle Dauerkartenabonnenten auf der Geraden und in der Ostkurve den vollen Sitzplatzpreis.