Gibt es Indikatoren für die Kategorisierung in “guter Fan” und “schlechter Fan” und wenn ja, wie lauten sie? Immer öfter gilt in der Nordkurve das Motto: Supporte mit oder verzieh dich! Ich musste das schon einige Male selbst erfahren. Die wenigsten scheinen aber zu erkennen, dass darin eine große Gefahr schlummert, deren Folgen bereits sichtbar sind.
Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig seine Meinung zu haben und dazu zu stehen. Wichtig dabei ist es aber die Fakten nicht außer Acht zu lassen und sich nicht nur seine eigene, feine kleine Welt zu schaffen, in der dann nur die eigene Meinung zählt und richtig ist. Akzeptanz ist der Gegenpart zur Meinung. Nur so schaffen wir es auf Augenhöhe miteinander zu reden und zu diskutieren.
Auch ein Grund, der uns dazu gebracht hat, das Projekt „Kommentar“ anzugehen, Diskussionen anzuregen, aber auch Diskussionen mit Euch zu führen. Selbst, wenn es bei uns hier nur um so etwas Unwichtiges wie Profisport geht, sei auch hier den Fans eine eigene Meinung erlaubt, sei sie noch so verquer oder anders als die eigene.
Womit also beginnen in einer Zeit, in der die sportlichen Themen in der DEL und rund um den EHC Red Bull München rar gesät sind? Am besten mit einem Blick zu den Fans und zu immer wiederkehrenden Diskussionsinhalten.
Jetzt wird sich der ein oder andere Fan vielleicht fragen, was mir das Recht gibt, mich dazu zu äußern. Vielleicht hat dieser Fan dann auch nicht ganz Unrecht mit seiner Ansicht, schließlich komme ich nicht aus der Mitte der Kurve und war nicht schon in der Bayernliga dabei. Und überhaupt, wer bin ich eigentlich? Von den fünf Jungs hier bei “Puck ma’s” dürfte ich tatsächlich der Unbekannteste sein.
Angriffe, weil ich EHC-Spiele introvertiert verfolge – geht’s noch?
Damit kann ich aber leben, ich genieße unseren Sport sozusagen gerne aus der zweiten Reihe. Wenn ich nicht gerade bei Radio Oberwiesenfeld am Mikrofon sitze, schaue ich mir das Treiben auf dem Eis und auf den Rängen aus der Ferne an – entweder in den Randbereichen der Nordkurve oder am Fernseher. Warum? Weil ich vorrangig wegen des Geschehens auf dem Eis zuschaue!
Klar, eine schöne Choreographie erfreut mich und ich habe großen Respekt vor der Arbeit, die dahinter steckt. Auch die Sprüche und Gesänge höre ich mir gerne an, vor allem in einem Derby. Aber: Selbst mitmachen möchte ich nicht. Jeder, der Spaß daran hat, darf das gerne tun, aber es mir parallel zugestanden werden, dass ich eben nicht mitmachen möchte.
Und auch, wenn ich bereits öfter von meinen Nebenleuten angerempelt und dazu “animiert” wurde, doch gefälligst mitzusingen und zu klatschen oder mich zu schleichen, wird das so bleiben. Vielleicht auch gerade deswegen, denn ich lasse mir doch davon nicht den Spaß am Kufensport nehmen. Bei anderen könnte das aber schon anders aussehen.
“Schlechter Fan”, weil man nicht mitgröhlt? Lächerlich!
Es scheint in den vergangenen Jahren in Mode gekommen zu sein, dass das Einsteigen in den aktiven Support als Gradmesser für die Kategorisierung in “guter Fan” oder “schlechter Fan” gilt. Das ist natürlich nicht nur beim Eishockey so, sondern in jeder Sportart. Jemanden wegen seiner Tendenz zur Introvertiertheit im Stehplatzbereich aber anzugehen oder ihm nahezulegen, dort nicht mehr aufzutauchen, muss und darf schlichtweg nicht sein.
Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass es sehr viele Leute gibt, die so sind wie ich. So wirklich offen zugeben will das aber keiner. Kein Wunder, bei den Reaktionen die man zum Beispiel auf durchaus normal gehaltene Kommentare bei Facebook erhält. Dass man damit potenzielle neue Fans verschreckt und vergrault, sollte auch dem letzten „Alteingesessenen“ klar sein. Nehmt sie doch mit offenen Armen auf, zeigt ihnen die Faszination Eishockey und vielleicht weckt ihr somit den versteckten Supporter ihn ihnen.
Vergrault nicht potenzielle neue EHC-Fans – die Kurve wird schon lichter
Natürlich verstehe ich den Ärger der Fans in der Kurve, wenn sich kurz vor Spielbeginn jemand mit bunten Nike Airs, Skinny Jeans und Hollister-Hoodie in die Kurve drängt und meint, er könne noch problemlos einen bequemen Platz bekommen – am Besten noch mit vollem Getränkebecher und einer Schale Pommes. Dass das die Regel ist, wage ich jetzt aber zu bezweifeln.
Vielleicht ist das aber auch ein Grund dafür, dass bei unseren Spielen die gerade einmal rund 1500 Sitzplätze so schnell ausverkauft sind und die Lücken besonders in der Nordkurve konstant größer werden – wer weiß. Wenn man die Wahl hat zwischen sich anmeckern zu lassen oder tatsächlich dem Spiel auf dem Eis zu folgen, kann die Entscheidung sehr schnell fallen.
Der SAP Garden wird ein Quantensprung – und das ist auch gut so!
Die “Hockey Halleluja”-Spiele in der Olympiahalle haben gezeigt, was möglich ist, wenn man Eishockey in München groß aufzieht und entsprechend vermarktet. An dieser Entwicklung werden sich auch die alten Hasen am Oberwiesenfeld gewöhnen müssen. Wenn es 2022 in den SAP Garden geht, werden die Möglichkeiten die Spiele zur Show zu machen logischerweise um ein Vielfaches größer sein als im alten Eisstadion. Man braucht kein Hellseher zu sein, um zu wissen, dass genau das passieren wird.
Das muss auch passieren, denn nur mit optimaler Vermarktung, die in der neuen Halle mit über 8000 Sitzplätzen, Logen und Business-Seats, kann der Zuspruch für das Eishockey in München wachsen. Um neue Fans zu gewinnen, wird der SAP Garden ein echter Trumpf sein. Wenn dann auch noch der sportliche Erfolg dazukommt schafft man es auch, diese langfristig zu halten.
Keine unlösbare Aufgabe also, neue Fans für das Münchner Eishockey zu gewinnen, wenn sich alle ein wenig am Riemen reißen und potenziellen neuen Anhängern den Einstieg in die Szene zu ebnen. Genau das sollte nämlich das gemeinsame Ziel sein.
Nachdem das mit Gilbert und dem Münchner Eishockey lange mehr oder weniger eine On-Off-Beziehung war, ist er seit 2015 dauerhaft dabei. Aus der Nordkurve ging es dann als bald zum Radio Oberwiesenfeld. Zudem kommentiert Gilbert beim Löwen-Radio die Spiele des TSV 1860 München. Das Mikro ist ihm also nicht fremd, sodass der Schritt zu “Puck ma‘s” nur die logische Konsequenz war.
Bildquellen
- Gilbert Kalb: Florian Weiß
- ICE HOCKEY – DEL, RB Muenchen vs Duesseldorf: GEPA pictures/ EHC Red Bull Muenchen/ Lino Mirgeler
Die sogenannte Hardcore Szene, wenn es so eine beim EHC überhaupt gibt, ist doch ehrlich gesagt die lächerlichste der Liga. Wenn diese paar Wanna Be‘s dann noch neue, interessierte Zuschauer verärgern ist das schon extrem ärgerlich. Ich kann es verstehen, dass viele Leute keinen Bock auf deren immer gleichen Lalala Gesänge haben und sich von dem armen Haufen nicht vorschreiben lassen wollen wie sie ein Hockey Spiel zu verfolgen haben. Naja, in 2 Jahren können die paar Hanseln dann in ihrem Stehplatzbereich ihr Süppchen kochen, alle anderen haben genug (Sitz)Platz und brauchen sich nicht mehr rumärgern.
Es war letzte Saison leider nicht nur einmal so, dass die Südkurve voller als die Nordkurve war… was mich persönlich erschreckt hat. Ich glaube das hier tatsächlich viele Zuschauer vergrault werden, teils durch die „wir stehen hier schon immer Leute“ und sowie die Stadionsituation an sich, was auch den Süden betrifft. Der Münchner bzw. der Zuschauer heute, will mehr Komfort und Sitzen, daher kommt die neue Halle eigentlich 2-3 Jahre zu spät. Ich stehe seit Jahren im Süden, werde im Garden auf einen Sitzplatz wechseln. Ich habe keine Lust teils 1 1/2 Stunden vor dem Spiel in der Halle zu stehen, damit ich einen guten Platz habe.
Ich hoffe, dass sich in der neuen Arena auf den Stehplätzen dann hauptsächlich die tummeln, die Supporten wollen. Guter Fan, schlechter Fan ist ohnehin Quatsch, weil der Sitzplatzfan mehr Geld bringt, der Business-Seat noch mehr und der Logen-Besitzer ein Vermögen, von den Stehplätzen kommt hauptsächlich der Support, die tollen Choreographien, die Atmosphäre, die das Stadionerlebnis so besonders machen, wie man gerade jetzt bei den Geisterspielen sehen kann. Insofern ist jeder wichtig und gut.
Als entferner Beobachter habe ich den Eindruck (darum lasse ich mich gerne korrigieren), dass die jetzigen Supporter mit aller Macht ihr „Ding“ durchsetzen möchten, jede andere Meinung zählt nicht. Pauschales langes La La La, passt beim Eishockey eh nicht, da der Spielverlauf viel actionreicher als beim Fußball ist. Das geht auch nur beim Fußball, da die riesige Ultra-Szenen haben, die dann alle zusammen ihr Ding durchziehen, beim Eishockey müssten eigentlich alle Fanclubs zusammen helfen, da die Stimmung echt wichtig ist, bei uns wird sie leider immer schlechter…
Wichtiges Thema. Leider durch die s. g. „Hardcore-Fans“ verursacht, teils durch sehr unqualifizierte Kommentare im Stadion oder auch bei Facebook.
Aber mir fehlt auch ein echtes „Fangewinnungskonzept“ vom Verein bzw. vom
Sponsor. Mal Wintermützen oder Studenten-Event,… ist aus meiner Sicht ungenügend. Auch der Fanshop mit Artikeln ist wenig attraktiv. Da sollte sich RB mal am Fußball ein Beispiel nehmen.
Wie sehr Ihr das?